Die Paasche-Turbo (1)
Dies ist der erste Teil eines mehrteiligen Überblicks über die Wartung und Einstellung, die nötig ist beim Arbeiten mit der berühmten Paasche-Turbo. Er wurde zusammengestellt aus einem Berg von Notizen, Vorschlägen und Erfahrungen, die aus mehrjähriger Erfahrung mit diesem „Rolls-Royce“ unter den Spritzpistolen herrührt. In späteren Ausgaben der AIRBRUSH-ZEITUNG werden wir auch auf Themen eingehen, die sich mit ganz speziellen Reparaturen befassen.
Der kommende Abschnitt wird den Betrieb, die einfache Justierung und den Austausch von Teilen – innerhalb vernünftiger Grenzen natürlich – behandeln. Später sollen dann Informationen über Störungen und eine Checkliste hinzukommen.
Die Paasche-Turbo ist, wie jeder, der schon mal mit ihr gearbeitet hat, bestätigen kann, ein sehr kompliziertes Instrument. Notwendigerweise werden manchmal auch die folgenden Anweisungen recht kompliziert und gelegentlich auch verdammt technisch werden.
Für einige unter unseren Lesern werden bestimmte Werkzeuge und damit auch bestimmte Reparaturen nicht zu erhalten, bzw. nicht durchführbar sein. Ihnen möchten wir schon jetzt empfehlen: wenden Sie sich an einen guten Fachhändler!
Etwas, was Sie unbedingt brauchen, ist Fingerspitzengefühl. Und ein paar Euro für Handwerkszeug, das sich wahrscheinlich nicht in Ihrem Werkzeugkasten befindet. Doch selbst, wenn sie eine solche Ausgabe scheuen oder aus anderen Gründen nicht vornehmen wollen, werden Sie aus der folgenden Beschreibung soviel an Fachwissen herauslesen können, um einem qualifizierten Handwerker Ihre Wünsche deutlich machen zu können.
Arbeitsweise der Paasche-Turbo
Die Abbildung 1 zeigt Ihnen, was im Innern Ihrer Pistole vorgeht. Durch Druck von oben nach unten auf den Bedienungshebel öffnen Sie das Luftventil. An der Regulierschraube für die Turbinengeschwindigkeit teilt sich der Luftstrom. Ein Teil (A) treibt das Turbinenrad an und der andere (B) wird zur Luftdüse umgeleitet. Der Rand der Turbinenscheibe ist gezahnt, so dass der Luftstrom das Rad in eine schnelle Drehung versetzen kann. Je nach Luftdruck rotiert das Turbinenrad bis zu 20.000 mal pro Minute. Mit der Regulierschraube können Sie die Geschwindigkeit der Turbine sehr genau einstellen.
Über den Exzenter auf dem Turbinenrad wird der Schwingarm in Bewegung versetzt. Pro Umdrehung des Rades einmal vor und zurück. Die Länge dieser Bewegung regulieren Sie mit dem Bedienungshebel. Je weiter Sie ihn zurückziehen, desto weiter schiebt sich der Schwingarm nach vorne und desto länger wird der Weg, den die Spitze des Schwingarmes bei jeder Umdrehung des Turbinenrades zurücklegt.
In der vorderen Öffnung des Schwingarmes sitzt die Nadel. Anders als bei den konventionellen Spritzpistolen, dient sie bei der Paasche-Turbo nicht zum Verschließen der Düse, sondern nur zum mechanischen Transport der Farbe vor die Luftdüse. Die Nadel gleitet dabei im Nadellager und unter der Nadelführung hin und her. Wie Sie in der Zeichnung erkennen können, existiert ein Kanal zwischen dem Farbnäpfchen und dem Nadellager.
Die Nadel gleitet mit ihrem vorderen Teil immer durch die eingefüllte Farbe. Dabei haften mikroskopisch kleine Farbtröpfchen auf der Nadel. Kommt jetzt ein solcher farbbeschichteter Teil der Nadel durch die Schwingbewegung in den Luftstrom der Luftdüse, wird diese Farbe einfach „abgepustet“.
Je nachdem, wie weit Sie den Bedienungshebel nun zurückziehen, kommt entweder nur die sehr feine Spitze der Nadel – und damit umso kleinere Farbtröpfchen – oder der dickere Teil mit größeren Farbtropfen in den Luftstrom. Auf diese Weise können Sie also mit dem Bedienungshebel die Menge der auf den Untergrund geblasenen Farbe sehr genau dosieren.
Steuerungsmethoden
Die erste Steuerungsmöglichkeit haben Sie gerade kennengelernt. Die Menge der Farbe kann unter anderem durch unterschiedlich weites Zurückziehen des Bedienungshebels reguliert werden. Unter anderem, wohlgemerkt!
Ein wichtiger Faktor für die Farbmenge ist nämlich auch die Geschwindigkeit, mit der die Nadel hin und her schwingt. Ist ja eigentlich ganz klar, denn je häufiger die Nadel innerhalb eines bestimmten Zeitraumes vor der Luftdüse auftaucht, desto mehr Farbe wird in diesem Zeitraum auch transportiert.
Wenn Sie zum Beispiel die Regulierschraube für die Turbinengeschwindigkeit so weit zudrehen, dass die Turbine sich gerade noch dreht, und zusätzlich noch beim Zurückziehen des Bedienungshebels darauf achten, lediglich die äußerste Spitze der Nadel in den Luftstrom zu bringen, haben Sie die minimale Farbmenge pro Zeiteinheit erreicht.
Natürlich können Sie, wie mit jeder anderen Pistole auch, unabhängig von der Menge der gespritzten Farbe pro Zeiteinheit die Menge der Farbe pro Flächeneinheit steuern. Je länger Sie bewegungslos auf ein und dieselbe Stelle Ihres Untergrundes spritzen, desto mehr Farbe bekommt diese Stelle ab. Oder umgekehrt: je schneller Sie über dem Untergrund Ihre Pistole beim Spritzen bewegen, desto weniger Farbe kommt an die gleiche Stelle.
Auch die Streuung der Farbe lässt sich beeinflussen. Der Luftstrom aus der Düse tritt kegelförmig aus. Je größer also die Entfernung der Düse zum Untergrund ist, desto geringer ist logischerweise auch die Konzentration der Farbpartikel pro Flächeneinheit. Auch diese Regelmöglichkeit ist keine „turbo-typische“.
Zusammenfassend gibt es also je zwei voneinander unabhängige Dosiermöglichkeiten für die Menge der Farbe pro Zeiteinheit und für die Menge der Farbe pro Flächeneinheit Diese Dosierung optimal anzuwenden ist allerdings keine Frage der Pistole und ihrer Technik, sondern einzig und allein ein Ergebnis ausführlichen Trainings. Gehen Sie bitte nie mit der Vorstellung an die Arbeit, Sie bräuchten lediglich eine feinere Pistole, um feinere Arbeiten hinzukriegen. Ohne Übung wird selbst der „Rolls-Royce“ unter den Spritzpistolen nicht besser funktionieren, als jeder beliebige Kleinwagen.
Eine weitere Möglichkeit, die Art des Farbauftrages zu beeinflussen, werden wir Ihnen jetzt vorstellen. Vielleicht kennen Sie von den konventionellen Spritzpistolen her die Technik, viel Farbe mit wenig Luft zu spritzen, um einen grob gesprenkelten Farbauftrag zu erzielen. Das gleiche geht auch mit der Paasche-Turbo.
Das Prinzip ist einfach. Je höher der Luftdruck ist, der die winzigen Farbtröpfchen von der Nadel pustet, desto feiner werden diese zerstäubt. Um also einen groben Farbauftrag zu erzielen, müssen Sie den Luftdruck aus der Luftdüse soweit wie möglich reduzieren. Sie erreichen das durch Zudrehen der Regulierschraube an der Luftdüse. Am besten probieren Sie das mal aus.
Schon diese wenigen Beispiele zeigen, um wie viel komplizierter die Justierung einer Paasche-Turbo im Vergleich zu einer herkömmlichen Spritzpistole sein kann. Selbst alten Hasen bleibt es nicht erspart, immer wieder zu trainieren und zu probieren, um wirklich das Letzte aus ihrer Pistole herauszuholen.
Hinzu kommt, dass keine „Turbo“ absolut identisch mit einer anderen justiert werden kann. Hundertprozentig Regeln sind darum nicht möglich, sondern nur Hinweise mit gewissen Toleranzgrenzen.
Grundlegende Vorsichtsmaßnahmen
Ehe Sie nun irgendwelche Einstellungen vornehmen oder an den Austausch von Teilen denken, sollten Sie einige grundlegende Vorsichtsmaßnahmen kennen.
Erstens: Ersetzen Sie eine gute Nadel durch eine alte, gebrauchte. Die Nadelspitze ist so empfindlich, dass Sie sie schon verbogen haben, ehe Sie es überhaupt merken. Sie wieder gerade zu biegen, ist nahezu unmöglich.
Zweitens: Die meisten Teile mit Gewinde sind aus Messing. Dieses Material ist ebenfalls sehr empfindlich. Wenden Sie bitte beim Ausbau und beim Wiedereinschrauben nie stärkeren Druck an, da sonst diese Teile beschädigt werden könnten.
Einstellung der Regulierungsschraube zum „Sprenkeln“
Wenden wir uns nun den Justierungsmöglichkeiten im Einzelnen zu. Um den Farbauftrag zwischen fein und grob zu variieren, gibt es eine Regulierungsschraube unmittelbar hinter der Luftdüse. Wenn diese Schraube völlig eingedreht ist (im Uhrzeigersinn), ist die Luftzufuhr zur Luftdüse unterbrochen. Es wird keine Farbe von der Transportnadel auf den Untergrund geblasen.
Wenn Sie jetzt die Schraube vorsichtig wieder öffnen, wird der Farbauftrag aus relativ groben Tröpfchen bestehen. Je weiter Sie die Schraube herausdrehen, desto stärker wird der Luftstrom und desto feiner werden die Farbtropfen zerstäubt. Am besten machen sie sich einen Testbogen, um die Bandbreite festzustellen.
Die Gewinde der Sprenkelschraube leiern leider oft aus. Die Schraube wird locker, behält nicht mehr ihre Position in der Luftdüse und dreht sich durch die Vibration der Turbine langsam heraus. Von der völlig geschlossenen Stellung der Luftdüse bis zu völlig offen, sind es lediglich zwei ganze Umdrehungen.
Sollte Ihre Schraube schon etwas locker sein – wir meinen niemanden persönlich! – verraten wir Ihnen einen Trick, der Abhilfe schaffen kann. Ein Klecks Bienenwachs auf das Gewinde, leicht einreiben und über einer Flamme erwärmen, so dass das Wachs sich regelrecht ins Gewinde einschmilzt. Sie benötigen nur eine ganz dünne Schicht. Wenn Sie dann die Schraube wieder eindrehen, ist der Fehler meist behoben.
Sollte sich die Düse nicht luftdicht verschließen lassen, dann liegt das meist an Schmutz und Staub, der sich im Gewinde angesammelt hat Versuchen Sie zuerst, mit Druckluft die Verunreinigungen herauszublasen. Wenn das nichts nützt, können Sie Ihre Pistole im Ultraschallbad (wie Tuschefüller) versuchen zu reinigen – und sollte auch das nichts fruchten: zum Händler damit. Der hat das nötige Werkzeug.
Prüfen der Luftdüse
Undichte Stellen an der Luftdüse beeinträchtigen das Spritzergebnis. Prüfen Sie daher regelmäßig die Düse auf ihre Dichtigkeit. Entfernen Sie dazu bitte die Nadel, schrauben die Sprenkelschraube ganz auf und halten Sie die Düsenöffnung mit dem Finger zu. Sie werden merken, wenn irgendwo Luft entweicht. Meist ist dann die Düse nicht fest genug eingeschraubt Außerdem können Sie auch an der Düse mit Bienenwachs undichte Stellen abdichten. Methode wie oben.
So, für diesmal lassen wir es genug sein. Um mit der Paasche-Turbo arbeiten zu können, reichen unsere Hinweise voll und ganz aus. Eine große Hilfe können Sie sich selbst geben: trainieren Sie und experimentieren Sie mit den verschiedenen Einstellmöglichkeiten.
Im nächsten Abschnitt unseres Exkurses in die hohe Schule der Turbo-Technik werden wir uns näher mit der Turbine und ihren Justiermöglichkeiten befassen.
Doris
19. Februar 2011 @ 12:44
ps: wenn es darum geht, einen vorhandenen Text abzutippen, wäre ich Ihnen gerne behilflich 🙂
Doris
19. Februar 2011 @ 12:43
Moin moin Michael
Das ist natürlich schade, dass Sie so im Stress sind. (das ist aber nicht der Gesundheit förderlich 😉 )
Ich werde geduldig auf Teil 2 warten und bis dahin meine „Diva“ (selber) erkunden 🙂
Liebe Grüsse
Doris
Doris
8. Oktober 2010 @ 12:48
Hi;
vielen Dank für den ersten Teil – wo jedoch ist der 2te?
LG Doris
CMM
9. Oktober 2010 @ 10:40
Moin, moin, Doris,
eine gute Frage, die Sie da stellen. Bei meiner Antwort habe ich auch den Anflug eines schlechten Gewissens, doch leider bin ich bisher einfach noch nicht dazu gekommen, den 2. Teil zu digitalisieren.
Da ich die digitale Version der Airbrush-Zeitung ja mehr oder weniger nebenbei betreue, kann ich immer mal meine eigene Planung nicht einhalten.
Mir bleibt nur, mich dafür zu entschldigen und auf die Möglichkeit des Newsletter-Abos hinzuweisen – dann erfahren Sie automatisch, wenn ich endlich „zu Potte“ gekommen bin.
Dass keinem bis dahin die Luft ausgehe wünscht
C. Michael Mette
– Herausgeber –
Peter Mang
4. September 2010 @ 16:16
Hallo
bin selbst noch im „Anfängerstadium“ was Airbrush betrifft, finde Eure Seiten, vor allem den Paasche-Bericht hoch interessant. Freue mich schon auf die Fortsetzung.
Viele Grüsse Peter
Mario
26. Mai 2009 @ 13:40
Hallo
ich konnte vor ein paar Wochen endlich so eine Pistole erwerben und finde den Artikel super !!!
Ich freue mich schon auf die Fortsetzung…
Gruß
Mario