Cheeseburger

Das folgende Tutorial erhielt ich im Sommer 2004 von unserem Leser Eike R. Gall aus Berlin. Es war so perfekt vorbereitete, daß ich lediglich Bilder und Texte untereinander montieren und das Ganze dann veröffentlichen mußte. Mich persönlich hat ganz besonders auch die hohe Qualität der Illustration überzeugt. An dieser Stelle darum im Namen meiner Leser ein ganz besonders herzliches „Danke!“ nach Berlin. (C. Michael Mette)

Ein Cheeseburger aus Berlin

Illustrator und Copyright © 2004:

Eike R. Gall

Grafik-Designer u. Illustrator
Zeughofstraße 19, 10997 Berlin
Tel.: 030-6184778, Fax: 030-6113844, Leo: 030-61280100
eike.gall@t-online.de
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Abbildung 1

1.) Zunächst erstelle ich mit einem Bleistift der Härte H die Vorzeichnung. Dabei gehe ich von einem groben Aufriss aus, von dem ich durch mehrmaliges Durchzeichnen auf Transparentpapier zu einem detailgetreuen Bild gelange. Die Vorzeichnung wird seitenverkehrt angelegt.

Abbildung 2

2.) Da das Transparentpapier durchsichtig ist, kann ich meine Zeichnung nun seitenrichtig auf dem Zeichenkarton (4G dick) einpassen. Mit einem harten Bleistift (5H) ziehe ich nun alle Konturen nach. Die seitenverkehrte Vorzeichnung wird so seitenrichtig auf den Karton übertragen.

Abbildung 3

3.) Nun beginne ich Farbe ins Bild zu bringen. Zunächst nehme ich mir den oberen Teil des Brötchens vor. Die ganze Illustration wird mit Maskierfolie abgedeckt. Dann schneide ich die Umrisse des Brötchens mit einem Skalpell aus und lege die Fläche frei. Um Schnittkanten zu vermeiden, schneide ich die Masken für die Sesamkörner auf einer seperaten Fläche und klebe sie einzeln auf. Damit nachher keine Farbe unter die Klebemasken läuft, werden sie mit einem Anreibelöffel angepresst. Die überstehenden Bleistiftstriche entferne ich mit einem Radiergummi.

Abbildung 4

4.) Um dem Brötchen etwas Struktur zu geben, nehme ich einen Borstenpinsel und tupfe braune und ockerfarbene Aquarellfarbe auf. Aquarellfarbe deshalb, weil sie sich beim Tupfen wieder anlößt und so ein weicheres Ergebnis erzielt.

Abbildung 5

5.) Nun kommt endlich die Spritzpistole zum Einsatz. Mit Umbra, Golden Sand, Ocker und Prozess Gelb wird die Farbe Schicht für Schicht aufgebaut. Dabei arbeite ich mit stark reduziertem Druck und erhalte so eine gröbere Struktur. Leichte Lichter werden mit einem Radiergummi herausradiert.

Abbildung 6

6.) Die Folie ist nun komplett abgezogen. Mit einem weichen und danach mit einem harten Radierstift werden Lichter herausgearbeitet. Dann male ich mit einem feinen Retuschepinsel und „Diaphoto“ Eiweißlasurfarbe (Mischung zu gleichen Teilen aus Fleischfarbe bräunlich und Fleischfarbe gelblich) die Sesamkörner. Anschließend bekommen diese noch einen Schatten mittels eines braunen Buntstifts, den ich auch zum Verstärken der Faltenstruktur im unteren Bereich verwende.

Abbildung 7

7.) Nun widme ich mich den Salatblättern. Erneut kommen Retuschepinsel und Eiweißlasurfarbe zum Einsatz. Mit einer Mischung aus Maigrün und Viridiangrün gebe ich den Blättern Form und Struktur.

Abbildung 8

8.) Wieder zur Airbrush. Die komplette Illustration wird erneut mit Maskierfolie abgedeckt. Die Salatblätter werden mit dem Skalpell ausgeschnitten und freigelegt. Dann sprühe ich einen zarten grünen Grundton.

Abbildung 9

9.) Um einen Kontrast zwischen den im Licht liegenden Blattoberseiten und den im Schatten liegenden Blattunterseiten zu erreichen, nehme ich ein Stück Ultraphan-Folie. Dieses lege ich über die freigelegten Salatblätter und schneide mit dem Skalpell an der Trennlinie zwischen Blattober- und Blattunterseiten. So erhalte ich zwei Schablonen. Die Unterseiten spritze ich in mehreren Schichten mit kühleren Grüntönen und die Oberseiten mit wärmeren bis hin zum Gelb. Lichter werden wieder herausradiert.

Abbildung 10

10.) Als nächsten Schritt nehme ich mir das Hackfleisch vor. Tomaten, Ketchup und Käse hebe ich mir für später auf, da ich mich lieber vom Dunkel ins Helle vorarbeite. So fällt es mir leichter die roten Tomaten und das Ketchup von dem rotbraunen Fleisch zu trennen. Die Struktur lege ich mit einem Rotmarder Pinsel Nr. 4 und der Aquarellfarbe Sienna gebrannt an.

Abbildung 11

11.) Nach dem Maskieren und Freilegen gebe ich dem Hackfleisch mit der Airbrush Form und Tiefe. Ich verwende Umbra und für die Schattenpartien eine Mischung aus Königsblau und Taubengrau.

Abbildung 12

12.) Um dem Ganzen etwas Brillanz zu geben, werden Lichter herausradiert. Hierbei sollte man sparsam vorgehen, damit sie sich nicht gegenseitig aufheben. Zur Not kann man einige mit dem Pinsel wieder abdecken. Zum Einsatz kommen ein Elektroradierer, ein harter Radierstift und ein Skalpell.

Abbildung 13

13.) Nun zu den Tomaten. Wie üblich werden die Flächen maskiert und freigelegt. Mit der Spritzpistole baue ich das Rot aus zarten Karmin- und Zinnobertönen auf. Die dunklen Schattenpartien und Reflexe decke ich mit losen Flattermasken aus Ultraphan-Folie ab. Für die dunkelsten Stellen verwende ich wieder eine Mischung aus Taubengrau und Königsblau. Das Innere wird mit einem feinen Retuschepinsel und Aquarellfarbe gemalt. Die Lichter werden wieder mit dem Skalpell herausgekratzt.

Abbildung 14

14.) Da man in kleinen Formaten wie diesem (DIN A 4) mit dem Skalpell nicht so genau schneiden kann, dass keine Überlappungen entstehen, kommt es zwischen dem Rot der Tomaten und dem Grün der Salatblätter zu hässlichen Konturen. Diese werden mit dem feinen Retuschepinsel und einem deckenden Gelbgrün abgeschwächt. Damit male ich auch die Kerne der Tomaten.

Abbildung 15

15.) Die Ketchuptropfen spritze ich mit Zinnoberrot, Karminrot und einem dunklen Braun. Auch hier werden die Lichter wieder rausradiert. Für Feinheiten ist der Pinsel zuständig.

Abbildung 16

16.) Bei den Käsescheiben gehe ich auch in alt bewährter Manier vor: Abkleben, Ausschneiden, Spritzen mit Indisch Gelb. Die dunklen Flächen entstehen mit Flattermaske und Ocker, Lichter mit Elektroradierer und Radierstift. Für die Feinheiten benutze ich zwei Buntstifte (Ocker und Braun).

Abbildung 17

17.) Den unteren Teil des Brötchens bearbeite ich wie den oberen. Zum Abdecken der hellen Partie an der Oberseite benutze ich eine gerissene Papierschablone. Damit ein weicher Übergang entsteht, halte ich diese während dem Spritzen etwas vom Untergrund entfernt.

Abbildung 18

18.) Um dem Ganzen etwas Bodenhaftung zu geben, spritze ich auf die rechte Seite einen leichten Schlagschatten. Dieser wird mit einem weichen Radierstift rechts etwas geschärft.

Abbildung 19

19.) Zuletzt bekommen die Tomaten noch etwas Frische in Form von Wassertropfen. Zunächst schneide ich eine Schablone aus Ultraphan-Folie. Dann spritze ich ein dunkles Karminrot auf die dem Licht zugewandten Seiten. Die vom Licht abgewandten Seiten werden mit einem weichen Radierstift aufgehellt. An dieser Stelle möchte ich auf einen oft gemachten Fehler hinweisen: Transparente Körper, wie Glas oder auch Wassertropfen, werden oft falsch dargestellt. Im Gegensatz zu opaken Körpern wo das Licht dort wo es auftrifft reflektiert wird, zeigt es sich bei transparenten Körpern erst beim Austritt. Deshalb haben beispielsweise unsere Wassertropfen, bei einem von links oben kommendem Licht, ihre hellen Stellen rechts.

Abbildung 20

20.) Mit dem Retuschepinsel füge ich noch Schlagschatten an die Trofpen und mit dem Skalpell werden noch Spitzlichter herausgekratzt.

Abbildung 21

21.) Die fertige Illustration, nachdem ich noch einige Stellen überarbeitet habe.

Verwendete Materialien: Schöllershammer Zeichenkarton 4G dick, Ultraphan-Folie, Frisk Maskierfolie, Schmincke Horadam Aquarellfarben, Schmincke Diaphoto Lasurfarben, Hansa Aero-Pro, Winsor & Newton flüssige Acrylfarben, Magic Color, Lukas Illu-Color, Schmincke Aero Color.

Eiweißlasurfarben

Eiweißlasurfarben

Eiweißlasurfarbe ist eine Art Tinte, die ursprünglich für die Retusche von Diapositiven entwickelt wurde. Die Farben enthalten keine Pigmente, da es sich hier um Lösungen handelt. Diese Eigenschaft macht sie besonders interessant für die Verwendung in der Spritzpistole. Verstopfungen sind nahezu ausgeschlossen. Man kann Eiweißlasurfarben aber auch vorzüglich vermalen. Wegen der nicht vorhandenen Pigmente gibt es kaum Pinselspuren, was eine homogene Ergänzung der Airbrush-Technik in den diffizilen Bereichen bedeutet. Man kann die Farben im Farbnapf anmischen, eintrocknen lassen und, mit Wasser angelößt, wie Aquarellfarbe wieder mit dem Pinsel entnehmen. (siehe Abbildung) Dadurch ist es möglich beim Malen tiefe, satte Farbtöne zu erreichen. Eiweißlasurfarben haben nur einen schwerwiegenden Nachteil: Sie sind nur bedingt lichtecht. Dies spielt jedoch bei ihrer Verwendung für Druckvorlagen keine Rolle, da diese Illustrationen nach der Reproduktion meist im Reinzeichnungsschrank verschwinden.