Aufgerissenes Blech
Immer wieder haben unsere Leser nachgefragt, wie man denn ein aufgerissenes Blech darstelle. Also habe ich mich zu dem folgenden kurzen Tutorial entschlossen. Die Aufriss-Vorzeichnung habe ich wie immer als PDF-Datei zum Download bereitgestellt.
Als Vorlage habe ich mir ein paar Polaroid-Fotos von aufgerissenem, dicken Karton – das sieht Blech sehr ähnlich – geschossen. Polaroids lassen sich mit einem Episkop (Projektor für undurchsichtige und dreidimensionale Vorlagen. Hersteller sind zum Beispiel die Firmen Kopykake oder Artograph.) einfach und preiswert vergrößern und direkt auf dem Zeichengrund übertragen. Natürlich kann man auch eine Digitalkamera verwenden und die Bilder in der passenden Größe ausdrucken. Wer stolzer Besitzer eines Beamers (leider noch recht teuer) ist, kann damit auch seine Digitalvorlagen direkt auf den Untergrund projizieren und nachzeichnen.
1. Arbeitsschritt: Zeichnen Sie sich das Motiv mit Buntstiften der Farbe, die Sie später verwenden wollen, direkt auf dem Untergrund vor. Auf diese Weise vermeiden Sie, daß man die Vorzeichnung später noch erkennt. Maskieren Sie die gesamte Fläche und schneiden Sie den Innenteil des aufgerissenen Blechs aus. Mit Cyanblau (oder einem ähnlichen Ton – nur verträgt sich Cyan beim lasierenden Übereinanderspritzen am besten mit anderen Farben, da es eine der drei Grundfarben ist) spritzen Sie einen Verlauf.
2. Arbeitsschritt: Spritzen Sie jetzt, ohne an der Maskierung etwas zu verändern einen Gelb-Orange-Verlauf, ähnlich wie in der Abbildung rechts gezeigt, über die gesamte Fläche. Verwenden Sie aber bitte nicht deckende Farben oder verdünnen Sie diese so stark, daß sie lasierend aufzutragen sind!) Bitte bedenken Sie, daß die Abbildung rechts NUR die Gelb-Orange-Töene zeigt. In der Originalillustration ergeben sich natürlich Mischtöne. Wie das aussieht, sehen Sie in der nächsten Abbildung.
3. Arbeitsschritt: Spritzt man den Gelb-Orange-Verlauf über den im ersten Arbeitsschritt angelegten Blauverlauf, ergibt sich der rechts abgebildete Effekt.
4. Arbeitsschritt: Ohne die Maskierung zu entfernen wird in diesem Arbeitsschritt lediglich an allen links und oberhalb des Innenbereichs befindlichen Kanten ein Schatten, nach innen weich verlaufend, gespritzt. Dieser Schatten gibt dem Bild zum ersten Mal einen dreidimensionalen Touch. Verwenden Sie Schwarz dafür, aber Sie müssen sehr dünne Farbschichten spritzen. Die darunterliegende Farbe soll noch durchscheinen. Wer will, kann das Schwarz natürlich auch verdünnen. Leider verringert eine Verdünnung meist auch die Haftfähigkeit der Farben auf dem Untergrund. Am besten macht man ein paar kleine Versuche vorher.
5. Arbeitsschritt: Entfernen Sie jetzt den Maskierfilm, der noch auf dem Untergrund klebt vollständig. Mit einer neuen Schicht wird jetzt die fertig gespritzte Innenfläche UND alle hochgebogenen Blechteile erneut maskiert. In der Abbildung rechts ist die Maskierung bräunlich schaffiert.
6. Arbeitsschritt: Über den gesamten Hintergrund spritzen Sie jetzt einen ähnlichen Blauverlauf wie im ersten Arbeitsschritt. Übertreiben Sie nicht mit den helleren Streifen, ein bis maximal zwei davon reichen völlig aus. Links sehen Sie das Ergebnis.
7. Arbeitsschritt: Ähnlich dem mit zwei lasierend übereinander gespritzten Farbverläufen gestalteten Innenteil bekommt nun auch die Außenform mit einem zweiten Farbverlauf (in diesem Fall Magenta) eine intensivere Tönung.
Dies ist insofern wichtig, da sich sonst die hochgebogenen Kanten nicht deutlich genug vom Hintergrund abheben.
8. Arbeitsschritt: Noch immer bleibt der Innenteil, einschließlich der hochgebogenen Kanten, komplett maskiert (wie in der Abbildung rechts dargestellt). Dann werden mit hauchdünnen Schichten Schwarz (kann auch mit verdünntem Schwarz geschehen) Schatten rechts und unterhalb der hochgebogenen Blechteile angespritzt. Daß der Schatten nicht links von den Blechteilen oder oberhalb davon angelegt werden darf, ist durch die vorgegebene Lichtsituation (von links oben) logisch – wird aber leider nur allzu oft falsch gemacht.
9. Arbeitsschritt: Jetzt werden die sozusagen „doppelt“ eingerollten Ecken der hochgeklappten Blechkanten vom Maskierfilm befreit. Versuchen Sie sich ungefähr vorzustellen, wo diese Teile lägen, wenn sie nicht hochgeklappt wären.
Den Farbton von diesen Stellen, ein wenig dünner und heller gespritzt, verwenden Sie nun, um die Rundungen zu formen. Lassen Sie die Farbe von innen dunkel nach außen (zur Kante mit dem Hintergrund) hell verlaufen. Der Ausschnitt links zeigt, wie das aussehen soll.
Wie die Illustration nach dem Abziehen des gesamten Klebefilms aussieht, zeigt die Abbildung rechts. Gar nicht soooo besonders schlecht, oder?
10. Arbeitsschritt: Jetzt beginnt sicherlich die schwierigste Phase bei der ganzen Illustration. Die Rede ist von den hochgebogenen Rißkanten. Kleben Sie dazu jetzt die gesamte Illustration mit Ausnahme der hochgeklappten Blechkanten (in der Abbildung links als weiße Flächen deutlich zu erkennen) wieder mit Maskierfilm ab. Bitte maskieren Sie auch die durch rote Pfeile kenntlich gemachten eingerollten Ecken – sie werden zuletzt ausgearbeitet. Der schraffierte Bereich in der Abbildung kennzeichnet, was abgeklebt werden muß.
11. und letzter Arbeitsschritt: Mit einem kalten Blauton (zum Beispiel Preussischblau), dem man auch eine kleine Menge Schwarz beimischen kann, muss die Form der Ecken herausgearbeitet werden (siehe Abbildung unten). Da die Wirkung um so geringer wird, je niedriger der Kontrast zwischen den Ecken und dem Hintergrund ist, darf wirklich nur „ein Hauch“ Farbe gespritzt werden. Mit verdünnter Farbe geht das am besten. Wenn Sie mal eine etwas schärfere Kante ausarbeiten möchten, verwenden Sie eine Papierschablone.
Sobald Sie zufrieden sind, demaskieren Sie auch die letzten beiden noch nicht gespritzten Teile an den eingerollten Ecken rechts oben. Decken Sie die fertigen Partien mit einer Schablone ab und spritzen Sie auch dort einen Hauch des Blautons, den Sie für die Blechkanten verwendet haben. Fertig!
Und so sieht die fertige Illustration aus. Falls Sie eine vergrößerte Version ansehen wollen, klicken Sie bitte auf die kleine Abbildung links.
Björn P.
3. Februar 2010 @ 16:58
Die beschreibungen sind sehr gut.
ich fange gerade erst mit dem airbrush an,
würde mich über mehr tips und tricks freuen!
gruß Björn Przywarra!
Watcher
3. Januar 2010 @ 18:04
Echt ne super Beschreibung.
Habs gleich ausprobiert, und bin vom Ergebnis echt Begeistert. Grosses Lob!!
Franz Avila
10. Oktober 2009 @ 12:58
Sehr gute Beschreibung 🙂
Omega
31. August 2009 @ 17:53
Echt gute Tips, die da zu lesen sind. Ich habe auf meinem Autotankdeckel auch ein aufgerissenes Blechloch lackiert. Es spaziert gerade ein Skorpion hindurch in die Freiheit! Sieht halt schon edel aus, so in Loch;)